Stellungnahme der Volt-Fraktion zur Planung der Radroute Plus Bad Bramstedt – Hamburg (N24)

Die Volt-Fraktion in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord begrüßt, die geplante Radroute Plus zwischen Bad Bramstedt und Hamburg ausdrücklich. Die Förderung des Radverkehrs ist ein zentraler Baustein für eine nachhaltige und moderne Mobilität in unserer Stadt. Durch den Ausbau sicherer, leistungsfähiger Radverkehrsverbindungen wird eine attraktive Alternative zum motorisierten Individualverkehr geschaffen, die sowohl dem Klimaschutz als auch der Entlastung des städtischen Verkehrsraums dient.

Der vorliegende Erläuterungsbericht zeigt eine sorgfältige Planung, die sowohl die Bedürfnisse des Rad- als auch des Fußverkehrs berücksichtigt. Auch die Interessen der Anwohnenden und Autofahrenden werden angemessen berücksichtigt. Die Umgestaltung der Straßenräume erfolgt mit dem Ziel, eine ausgewogene Nutzung für alle Verkehrsteilnehmenden zu ermöglichen. Die Neuordnung des ruhenden Verkehrs und die Berücksichtigung der bestehenden Verkehrsbelastungen zeigen, dass auch die Bedürfnisse der Autofahrenden einbezogen wurden. Gleichzeitig wird durch die verbesserte Infrastruktur sichergestellt, dass Anwohnende weiterhin eine gute Erreichbarkeit und eine angemessene Verkehrsanbindung haben.

Wir unterstützen die vorgeschlagenen Maßnahmen und sehen sie als wichtigen Schritt für die Verkehrswende in Hamburg-Nord. Die Umsetzung sollte nun zügig vorangetrieben werden, um allen Verkehrsteilnehmenden eine leistungsfähige und sichere Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.

Gleichzeitig sehen wir noch einige offene Fragen, die wir gerne weiter klären möchten. Diese zielen insbesondere auf die Übergänge zwischen den verschiedenen Abschnitten der Radroute sowie die Sicherheit an hochfrequentierten Kreuzungspunkten ab. Darüber hinaus haben wir einige Vorschläge, von denen wir glauben, dass sie das Konzept noch besser machen könnten. Diese würden wir gerne zur Diskussion stellen.

Ochsenzoll

1. Rüttelstreifen

Der geplante Rüttelstreifen vor der Querung südlich des Bahnhofs Ochsenzoll dient dazu, Radfahrende auf die bevorstehende Querungsstelle aufmerksam zu machen und sie zur Reduzierung ihrer Geschwindigkeit zu veranlassen. Ist es denkbar, anstelle dessen Abbiegespuren für Radfahrende einzurichten und per Markierung auf der Fahrbahn eindeutig zu kennzeichnen? Rüttelstreifen sind unseres Erachtens hier kein probates Mittel, da sie den Fahrkomfort mindern und zu einer erhöhten Sturzgefahr vor allem bei Rennrädern und Nässe führen können.

2. Fußverkehr

Geplant:

  • Einrichtungsradwege an beiden Fahrbahnseiten zwischen der Querungsstelle Bärenhof und dem U-Bahnhof Ochsenzoll.
  • Taktile Leitelemente und Bodenindikatoren, die insbesondere mobilitätseingeschränkten Personen Orientierung bieten sollen.
  • Eine Lichtsignalanlage südlich des U-Bahnhofs, die den Fußgängerverkehr an dieser Stelle regelt

Aus dem “Erläuterungsbericht zur 2. Verschickung Radroute Plus Bad Bramstedt – Hamburg, Abschnitt N24” wird nicht ersichtlich, wie ein Konflikt zwischen Zufußgehenden und Radfahrern der Radroute direkt vor dem Bahnhof Ochsenzoll wirksam entgegengewirkt werden soll. Hier bitten wir um Erläuterung und eine Abschätzung der Wirksamkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen.

Fibingerstraße

  • Wir freuen uns, dass auf der Fibigerstraße auf ihrer gesamten Länge Radfahrende vorfahrtsberechtigt sein werden. Die Einrichtung abgesenkter Bordsteine als Hinweis auf diese Vorfahrtsregelung ist daher unbedingt zu begrüßen. Die Aufmalung von sogenannten “Haifischzähnen” unterstreicht die Vorfahrtsregelung zusätzlich, so wie es bereits in der Thadenstraße, Chemnitzstraße oder dem Leinpfad erprobt wurde.

Kreisverkehr Fibigerstraße-Neubergerweg

  • Die Veränderung des Kreuzungsbereichs Fibigerstraße/Neubergerweg zu einem Kreisel finden wir besser, als in der vorherigen Planung. Trotzdem sehen wir Gefahrenpotential, vor allem für Radfahrende, die nach Osten auf den Neubergerweg (und in der Gegenrichtung) fahren. Wir fürchten, dass Autofahrende die Radfahrenden schneiden, oder gar die Verkehrsinsel in der Mitte des Kreisverkehrs überfahren. Deshalb wollen wir folgende Maßnahmen zur Diskussion stellen, die unserer Meinung nach die Sicherheit für alle Beteiligten erhöhen könnten: Früheres Ableiten für Fahrradfahrende nach Osten mit einer eigenen Ausfahrt aus dem Kreisverkehr wie in der Abbildung unten dargestellt.
Abb. 1. Zusätzliche Ausfahrt aus dem Kreisverkehr

Die Aufbringung von Holperflächen, wie sie beispielsweise am Ludgeriplatz in Münster eingesetzt werden (siehe Abbildung), könnte die Verkehrssicherheit in diesem Bereich weiter erhöhen, indem sie die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmenden steigern und die Geschwindigkeit weiter dämpfen. Denkbar wären diese Flächen auch im Bereich der Kreisverkehrsmitte.

Insbesondere für Autofahrende könnte eine taktile Rückmeldung über die Fahrbahnbeschaffenheit eine zusätzliche Wahrnehmungshilfe sein, um auf querende oder einfahrende Radfahrende zu achten. Dementsprechend möchten wir das Bezirksamt bitten, prüfen zu lassen, ob solche Maßnahmen mit den bestehenden Planungen und den örtlichen Gegebenheiten vereinbar sind. Ebenso sollte das Aufstellen von Stoppschildern für jede Zufahrt geprüft werden.

Auf- und Ableitung Bahntrasse auf Hohe Liedt

Auf Grundlage der Verkehrszählung vom 15.05.2022, die besagt, dass in diesem Teilbereich die Verkehrsbelastung bei 6065 Kfz/24h, muss die Verkehrsmenge im Neubergerweg als eher hoch angesehen werden. Daher sind wir der Auffassung, dass der Abschnitt an der Einmündung des Teilbereichs N25 auf die Straße Hohe Liedt (N24) noch einige Gefahrensituationen, vor allem in der Verkehrsführung für den Radverkehr, birgt. Der Übergang wird durch eine Fahrbahnquerung realisiert, bei der Radfahrende aus Richtung Westen eine direkte Anbindung nutzen können. Allerdings müssen Radfahrende aus östlicher Richtung im Mischverkehr nach links abbiegen, während Radfahrende vom nördlichen Radweg ebenfalls die Fahrbahn queren müssen, um auf die Rampe zum Abschnitt N25 zu gelangen (siehe Abbildung 3).

Abb. 3. Verkehrsführung und Querung

Diese Situation birgt Risiken, insbesondere durch die Notwendigkeit, die Fahrbahn in mehrere Richtungen zu überqueren und sich in den Mischverkehr einzufügen. Die Planungsunterlagen betonen die Notwendigkeit einer sicheren Lösung für diese komplexe Einmündung.

Wir möchten das zuständige Dezernat in Zusammenarbeit mit den Planungsbüro bitten, zu prüfen, ob eine oder mehrere der nachfolgend genannten Optionen in Betracht kommen, um die Querung sicherer zu gestalten:

1. Separater Radüberweg mit eigener Markierung
  • Eine farblich hervorgehobene Querung für Radfahrende könnte die Sichtbarkeit erhöhen und die Aufmerksamkeit des Kfz-Verkehrs an dieser Stelle verbessern.
  • Ergänzend könnten Piktogramme oder zusätzliche Bodenmarkierungen (z. B. Haifischzähne) oder Warnschilder, die auf kreuzende Radfahrende hinweisen, die Sicherheit erhöhen.
2. Verkehrsberuhigende Maßnahmen für den Kfz-Verkehr
  • Fahrbahnverengungen oder eine leicht erhöhte Querungsstelle könnten dazu beitragen, die Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs zu reduzieren.
  • Tempo 30 im Querungsbereich anordnen.
3. Kreisel als Alternative zur Einmündung
  • Falls der Platz es zulässt, könnte ein Mini-Kreisverkehr die Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmenden entschärfen, indem er die Fahrgeschwindigkeit reduziert und die Vorfahrtsituation klarer regelt.
4. Stoppschild für Radfahrende
  • Um Radfahrende für die Gefahr der Querung zu sensibilisieren, könnte erwogen werden, ein Stoppschild für Radfahrende zu errichten.
5. Lichtsignalanlage oder Bedarfsampel
  • Falls die Verkehrsfrequenz hoch genug ist, könnte eine Ampellösung für den Radverkehr eine geordnete Querung ermöglichen. Eine Bedarfsampel wäre eine flexible Lösung, die den Verkehrsfluss nicht unnötig beeinträchtigt. Hier ist zu prüfen, ob smarte Lösungen in Betracht kommen, wie die Folgenden:

A. Induktionsschleifen für Radfahrende

  • Funktionsweise: Eine in den Boden eingelassene Schleife erkennt Radfahrende anhand der Metallmasse ihrer Fahrräder und aktiviert automatisch die Ampel, sobald sich ein Radfahrer nähert. Hierfür müssten allerdings auf der Rampe bereits Abbiegespuren eingerichtet werden, damit der rechtsabbiegende Radverkehr die Ampel nicht ebenfalls aktiviert. Außerdem bleibt die Option einer händischen Anforderung an der Ampel erhalten.
  • Vorteile:
    • Wartende Radfahrende müssen keine Tasten drücken.
    • Keine Beeinträchtigung durch Witterungseinflüsse.
  • Anwendungsbeispiel:
    • Kopenhagen: Hier werden Induktionsschleifen an vielen Kreuzungen genutzt, um den Radverkehr zu priorisieren und Grünphasen automatisch anzupassen.

B. Wärmebildkameras zur Detektion von Radfahrenden und Fußgängern

  • Funktionsweise: Kameras mit Infrarotsensoren erkennen Menschen unabhängig von Lichtverhältnissen und lösen eine Grünanforderung aus.
  • Vorteile:
    • Funktioniert auch bei Dunkelheit und schlechtem Wetter.
    • Kann sowohl Radfahrende als auch Fußgänger zuverlässig erkennen.
    • Keine Eingriffe in den Straßenbelag notwendig.
  • Anwendungsbeispiel:
    • Delft: Wärmebildkameras steuern Ampeln an stark frequentierten Radwegen, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden.

C. Grünwellenanzeigen für Radfahrende

  • Funktionsweise: LED-Anzeigen entlang des Radwegs informieren Radfahrende über die optimale Geschwindigkeit, um die nächste Ampel bei Grün zu erreichen.
  • Vorteile:
    • Erhöht den Verkehrsfluss und reduziert unnötige Stopps.
    • Fördert ein gleichmäßiges Fahrverhalten.
  • Anwendungsbeispiel:
    • Amsterdam: Das „Flo“-System zeigt Radfahrenden an, ob sie schneller oder langsamer fahren sollten, um die nächste Grünphase zu erreichen.

D. KI-gesteuerte adaptive Ampelschaltung

  • Funktionsweise: Eine Künstliche Intelligenz analysiert Verkehrsdaten in Echtzeit und passt die Ampelphasen dynamisch an die aktuelle Verkehrslage an.
  • Vorteile:
    • Effiziente Steuerung je nach Tageszeit und Verkehrsaufkommen.
    • Verhindert unnötige Rotphasen für Radfahrende.
  • Anwendungsbeispiel:
    • Paderborn: Eine KI-gesteuerte Ampel optimiert die Verkehrssteuerung, indem sie verschiedene Verkehrsteilnehmer priorisiert.

Die Aufbringung von Rüttelstreifen auf der Rampe sehen wir skeptisch, da sie Radfahrende irritieren und womöglich eine Unfallgefahr bergen.

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