In der Sitzung der Bezirksversammlung Hamburg-Nord am 19. Juni wurde ein Antrag der Volt-Fraktion abgelehnt (Drs. 22-1105) – mit weitreichenden Folgen für Alsterdorf.
Unser Vorschlag: Für das Entwicklungskonzept Alsterdorfer Straße sollen objektive Evaluierungskriterien eingeführt werden. Ein sinnvoller Schritt um Transparenz zu schaffen, sollte man meinen – vor allem, wenn es um öffentliche Mittel, städtische Zukunft und Klimaschutz geht.
Doch die Koalition aus SPD, CDU und FDP sah das anders. Sie stellte in Frage, ob man die Erfolge der Umsetzung überhaupt messen kann – was kein Vertrauen in die eigenen Pläne zeigt. Einige der Mandatsträger*innen zeigten ihr Unverständnis für den Antrag: Sie bezeichneten ihn als Ressourcenverschwendung – obwohl eine langfristige Investition für ein gescheitertes Konzept noch viel mehr Geld kosten kann. Am Ende blieb es ein Rückzugsgefecht: Der Markt soll den Erfolg des Gewerbegebietes regeln.

Was ist unser Ziel?
Hamburg hat viel Geld in ein über 70-seitiges Entwicklungskonzept für das Gewerbegebiet Alsterdorferstraße investiert, erstellt von den renommierten Büros GOS (Hamburg) und BPW (Bremen). Unser Anliegen ist einfach: Wenn solche Konzepte mit Steuergeld finanziert werden, muss auch sichergestellt werden, dass die Ziele überprüfbar sind und nachgesteuert werden kann. Nur so lässt sich bewerten, ob sich die Investition gelohnt hat und ob sich das Gewerbegebiet Alsterdorfer Straße tatsächlich positiv entwickelt. Ein Vorgang, der im Verwaltungshandeln eigentlich normal sein sollte.
Was auf den ersten Blick wie ein lokaler Verwaltungskonflikt wirkt, steht beispielhaft für ein strukturelles Problem: den hemdsärmeligen Umgang vieler Kommunen mit extern beauftragten Konzepten und deren Umsetzung.

Was bedeutet die Ablehnung?
Mit der Ablehnung unseres Antrags verzichtet die Bezirksversammlung auf jede Form der Erfolgskontrolle. Das bedeutet konkret:
- Niemand prüft, ob das Gewerbegebiet Alsterdorfer Straße sich tatsächlich wie geplant entwickelt.
- Wird es Maßnahmen zur Klimaanpassung geben? Ohne Evaluation bleibt offen, ob Begrünung, Entsiegelung oder Regenwassermanagement überhaupt umgesetzt werden.
- Es gibt keine Transparenz darüber, ob die Aufenthaltsqualität verbessert, Flächen sinnvoll genutzt oder die Verkehrswege modernisiert werden.
- Die Qualität von externen und teuer bezahlten Konzepten soll nicht überprüft werden.
- Punktuelle Nachbesserungen in der Konzeption oder in einer möglichen späteren Umsetzung werden verhindert.
Das ist nicht nur schlecht für die Umwelt – das ist schlecht für die Menschen und Betriebe vor Ort. Eine “nach mir die Sintflut”-Denke der Lokalpolitik.

Warum das besonders kritisch ist
Gerade angesichts der Klimakrise ist diese Entscheidung ein Armutszeugnis. Das Konzept selbst enthält bisher nur vage Aussagen zur Klimaanpassung. Zusätzlich fehlt jetzt die Grundlage, in Zukunft zu erkennen, ob und wie Maßnahmen wirken – und wo nachgesteuert werden müsste.
Die Leidtragenden sind vor allem die über 1.000 Anwohner*innen sowie die dort ansässigen Unternehmen. Denn ohne überprüfbare Fortschritte wird die Vision eines lebens- und liebenswerten Gewerbegebietes umgeben von einer Wohnbebauung nur ein Papiertiger. Die Enttäuschung für alle, die in der Alsterdorfer Straße leben und arbeiten, ist vorprogrammiert.
Unser Ziel: Transparenz und Verantwortung
Wir wollten mit unserem Antrag eine Grundlage für überparteilichen Konsens schaffen: Es ging um Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Qualitätssicherung. Dass dieser konstruktive Vorschlag ausgeschlagen wurde, ist ein fatales Signal – an all jene, die sich für eine moderne und verantwortungsvolle Stadtentwicklung einsetzen.
Unser Fazit
Wir bleiben dran. Denn wir sind überzeugt:
Nur wer misst, kann steuern – und nur wer steuert, übernimmt Verantwortung.
Es ist Zeit für eine Stadtpolitik, die mit offenem Blick nach vorn schaut!