Das Gelände der ehemaligen Esso-Häuser auf St. Pauli hat eine lange und bewegte Geschichte.
Die Gebäude wurden 2013 wegen Einsturzgefahr geräumt, 2014 folgte der Abriss, und das Areal lag jahrelang brach. So wurde es zum Sinnbild für die Herausforderungen und Chancen der Stadtentwicklung in Hamburg: Fragen nach bezahlbarem Wohnraum und einer starken Mitbestimmung der Anwohner*innen rückten in den Vordergrund.
Bürgerbeteiligung als Schlüssel für die Entwicklung
In den vergangenen Jahren gab es intensive Debatten und Planungen. Besonders hervorzuheben ist die Initiative PlanBude, die ein umfangreiches Bürgerbeteiligungsverfahren startete – über 2.300 Vorschläge von Anwohner*innen kamen zusammen. Doch Verzögerungen in der Projektentwicklung und eine teilweise Nichtberücksichtigung einiger Vorschläge führten zu Stillstand. Nun könnte das Paloma-Viertel neue Dynamik bekommen.
Neue Entwicklungen: Paloma-Viertel nimmt Form an
Die Übernahme des 6.000 Quadratmeter großen Geländes durch die SAGA und Quantum Immobilien AG ist ein bedeutender Schritt. Vorgesehen sind 164 geförderte Wohnungen, die dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum schaffen, sowie eine Kita, Kreativflächen, ein Hotel mit 350 Zimmern und ein Live-Musik-Club im Erd- und Untergeschoss. Die Baugenehmigungen werden bis Ende 2025 erwartet, der Baustart ist für 2026 vorgesehen, mit einer Fertigstellung im ersten Halbjahr 2028. Damit nimmt das Projekt nach Jahren der Unsicherheit endlich Fahrt auf.
Bürgerbeteiligung und soziale Werte stärken
Die Volt-Fraktion HH-Mitte begrüßt die Fortschritte im Paloma-Viertel, insbesondere die geplanten geförderten Wohnungen mit niedrigen Mieten. Dennoch sehen wir Nachbesserungsbedarf, um die sozialen und kulturellen Werte von St. Pauli zu bewahren. Die Initiative PlanBude hat eindrucksvoll gezeigt, wie wertvoll umfassende Bürgerbeteiligung ist. Doch leider wurden zentrale Elemente der ursprünglichen Planung, die aus diesem Verfahren hervorgingen, nicht umgesetzt.
Die ursprünglich geplante Zahl der Wohnungen wurde um knapp 40 reduziert, während sich die Anzahl der Hotelzimmer nahezu verdoppelt hat. Auch Ideen wie der „Stadtbalkon“, öffentlich zugängliche Dachflächen oder kreative Ansätze wie die bekletterbare Hotelhochhausfassade wurden gestrichen. Diese Entwicklungen widersprechen den Wünschen und Bedürfnissen der Anwohner*innen, die im Beteiligungsverfahren klar formuliert wurden.
St. Pauli lebt von Vielfalt und Gemeinschaft
St. Pauli lebt von seiner Vielfalt, Kreativität und dem starken Gemeinschaftsgefühl. Diese Qualitäten dürfen nicht zugunsten wirtschaftlicher Interessen in den Hintergrund treten. Wir fordern daher, dass Bürger*innen weiterhin aktiv in den Planungsprozess eingebunden werden und ihre Ideen ernsthaft berücksichtigt werden. Nur so kann das Paloma-Viertel ein lebendiger und zukunftsweisender Stadtteil werden, der den Werten von St. Pauli gerecht wird.