Obwohl Deutschland zu den wohlhabenden Ländern zählt, können sich viele Menschen keine Periodenprodukte leisten oder müssen ihren Verbrauch stark einschränken. Das zwingt sie dazu, auf unhygienische Alternativen wie alte Stoffe oder Papier auszuweichen – mit ernsthaften gesundheitlichen Risiken wie dem Toxischen Schocksyndrom. Darüber hinaus führt Periodenarmut häufig zu sozialer Ausgrenzung und emotionaler Belastung.
Besonders betroffen sind junge Frauen zwischen 16 und 24 Jahren. Laut einer Umfrage von Plan International und WASH United empfinden 23 Prozent der Befragten die Kosten für Menstruationsprodukte als finanzielle Belastung; 15 Prozent reduzieren ihren Verbrauch, und 12 Prozent verwenden Produkte länger als empfohlen – teils mit gravierenden Folgen. Obwohl die Menstruation ein normaler biologischer Vorgang ist, ist sie weiterhin stark schambehaftet. Viele Frauen fürchten, dass periodenbedingte Flecken auf ihrer Kleidung sichtbar sein könnten, was zu übermäßiger Achtsamkeit im Alltag und einem verstärkten Gefühl von Scham und Unsicherheit führt.
Ein gesamtgesellschaftliches Thema
Periodenarmut ist nicht nur eine Frage individueller Gesundheit, sondern ein Problem, das Armut, Gesundheitsfragen und Geschlechtergerechtigkeit verbindet. Eine kostenlose Bereitstellung von Periodenprodukten kann dazu beitragen, sowohl gesundheitliche als auch soziale Belastungen zu verringern und die gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern.
Das Positionspapier von Volt Hamburg
Volt Hamburg hat ein umfassendes Positionspapier zur Sicherstellung des Zugangs zu kostenfreien Menstruationsprodukten erarbeitet. Darin fordern wir eine systematische Bereitstellung dieser Produkte an öffentlichen Orten wie Schulen, Universitäten, Behörden und Notunterkünften. Unser Ziel ist es, gesundheitliche Risiken und soziale Ausgrenzung zu reduzieren sowie das Thema Menstruation aus der Tabuzone zu holen und offen darüber zu sprechen.
Unser Antrag in der Bezirksversammlung Hamburg Mitte
Gemeinsam mit den Fraktionen der GRÜNEN, der SPD und der LINKEN haben wir einen Antrag eingebracht, der ein Pilotprojekt zur kostenlosen Bereitstellung von Menstruationsprodukten im Bezirksamt Hamburg Mitte vorsieht. Im Einzelnen sind folgende Schritte geplant:
- Pilotprojekt: Für sechs Monate sollen Menstruationsprodukte auf den Toiletten im Erdgeschoss des Bezirksamts kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
- Evaluation: Nach Ablauf des Projekts ist eine umfassende Evaluierung geplant, um Wirkung und Akzeptanz zu analysieren.
- Dauerhafte Bereitstellung: Ziel ist es, die Produkte langfristig aus Mitteln der Bezirksversammlung bereitzustellen.
- Informationsgewinnung: Wir fordern zusätzliche Informationen zum bestehenden Pilotprojekt an Hamburger Schulen an, um das Thema auf breiter Basis weiterzuentwickeln.
- Öffentlichkeitsarbeit: Um zur Entstigmatisierung der Periode beizutragen, fordern wir das Bezirksamt auf, das Projekt öffentlich – etwa über Social-Media-Kanäle – zu kommunizieren.
Unser Antrag ist ein erster Schritt, um das Thema Periodenarmut im Bezirk Hamburg Mitte voranzubringen. Langfristig streben wir an, dass kostenfreie Menstruationsprodukte ein selbstverständlicher Teil der öffentlichen Infrastruktur werden – in Hamburg und weit darüber hinaus.